Wie schon gesagt, ist die Vorschule eigentlich mehr ein Kindergarten. Die Kinder sind zwischen 2 ½ und 4 Jahren alt, denn zwischen 4 und 5 Jahren kommen sie hier in England schon in die Schule.
Zur Zeit besteht die Gruppe aus ungefähr 25 Kindern. Da nicht alle Kinder jeden Tag kommen, gibt es oft sehr unterschiedliche Gruppenzusammenstellungen. Mittwoch ist, glaub ich, der Horrortag. Da sind die meisten Kinder da. Dafür ist Freitag recht angenehm.
Ab 8.45 Uhr, wenn ich anfange zu arbeiten, wird dann erst mal alles für die Ankunft der Kinder vorbereitet. Verschiedene Spielsachen werden bereit gestellt, das Malpapier wird neu aufgefüllt und ähnliches. Die Kinder trudeln dann zwischen 9.00 und 9.15 Uhr ein und fangen sofort an zu spielen. Es ist unglaublich wie motiviert die am Morgen schon sind ;) Es kann dann aber auch sehr frustrierend sein, wenn man ewig lange ein super tolles Schienensystem für die Spielzeugeisenbahn ausgetüftelt hat und die Kinder dann reinstürmen und sich n Spaß draus machen, alles zu zerstören. Naja, das sind zum Glück nur die wenigsten. Die Mehrzahl freut sich immer über so was und spielt begeistert damit.
Gegen 9.40 Uhr ist „Circle Time“. Wie der Name schon sagt: es ist Zeit für einen Kreis. „Circle Time“ ist im Wesentlichen so was wie eine „Guten-Morgen-Begrüßungsrunde“. Damit die Kids wissen, dass sie jetzt ihre Spielzeuge leider beiseite legen müssen, darf eins von ihnen eine Glocke läuten. Meistens läuft das darauf hinaus, dass immer zwei andere durch die beiden Vorschulräume mit rennen und lauthals „Circle Time“ rufen. Es gibt jedes Mal je eine Runde in einem Raum. Wie die Kids getrennt werden, ist mir noch nicht ganz klar. Die größere Runde besteht eher aus den Älteren und die kleine Runde wohl eher aus den Jüngeren, bis auf einige Ausnahmen. Beide Runden laufen aber nach dem gleichen Muster ab. Zuerst wird jedes Kind einzeln von der Erzieherin, die die Runde leitet begrüßt. Statt einem einfachen „Good morning“ wird hier auch immer Zeichensprache verwendet. Die meisten Kinds antworten nur mit „Good morning“, aber ein paar versuchen sich auch an den Bewegungen. Dann wird meist noch ein Lied gesungen und irgendeine kleine Aktion gemacht, bevor es wieder ans Spielen geht.
Um 10.30 Uhr ungefähr muss dies allerdings wieder für „Singing Time“ unterbrochen werden, wozu erneut die Glocke erklingt ;) Dann wird also, dieses mal nur in einer Gruppe, gesungen. Alle möglichen süßen Kinderlieder. Bis jetzt kannte ich allerdings nur „Head and Shoulder, Knees and Toes“. Viele Lieder werden wieder mit Bewegungen aus der Zeichensprache verbunden.
Der Grund dafür ist, dass es in dieser Vorschule immer wieder Kinder gibt, die leichte Behinderungen haben, taub sind oder sonst irgendwie besondere Zuwendung brauchen. Zur Zeit gibt es ein Mädchen, das nicht richtig laufen und sprechen kann. Daher weint sie sehr viel. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie taub ist, da die meisten Erzieherinnen immer normal mit ihr sprechen und sie es auch zu verstehen scheint.
Nach dem Singen ist erst mal wieder Zeit zum Spielen, bis es um kurz vor 12 Uhr heißt: „Tidy up Time“. Dann muss wirklich aufgeräumt werden, bevor „Story Time“ ist und es für einige Kinder bedeutet „Zeit nach Hause zu gehen“. Es ist oft gar nicht leicht, den Kindern klar zu machen, dass sie die Spielsachen jetzt weglegen oder ihre Verkleidungssachen ausziehen müssen. Irgendwann ist es dann aber geschafft und die Kinder werden wieder in zwei Gruppen aufgeteilt, je nachdem, ob sie zum Mittagessen, dem sogenannten „Lunch Club“, bleiben oder von ihren Eltern abgeholt werden. Beide Gruppen kriegen aber eine oder meist mehrere kurze Geschichten vorgelesen.
Ich helfe jedes Mal beim „Lunch Club“, was je nach Tag eine ziemliche Herausforderung sein kann. Erst mal werden die Kinder in kleinen Grüppchen (meist zu dritt) ins Bad begleitet, wo sie sich die Hände waschen. Dann gehts wieder zurück, die Lunch-Box wird geholt und ein Platz wird ausgesucht. Dann gibt’s schon das erste Chaos, weil Person A unbedingt neben Person B sitzen will, B hat sich aber schon neben C gesetzt und da ist sonst kein Platz mehr frei. Irgendwann sind auch solche Probleme gelöst und es wird gegessen mit der Regel „sandwiches first“. Auch gar nicht so leicht, dass allen Kids klar zu machen. Vor allem sind immer welche dabei, die sich einfach weigern und ihre Sandwiches gar nicht essen wollen. Ich bin immer total neidisch, wenn ich seh, was die Kinder alles tolles zusammen gepackt bekommen und die haben dann gar keine Lust drauf ;) Ein paar brauchen immer besondere Hilfe beim Essen, weil sie sonst einfach ne halbe Stunde an ner Gurke rumkauen würden. Einigen muss man immer wieder sagen, dass sie doch bitte dies und jenes essen und sich wieder hinsetzen sollen. Sind besonders viele Kinder da, wird auch besonders viel Quatsch gemacht und das ganze dauert auch wesentlich länger. Freitage sind da besonders angenehm, weil es immer ne sehr kleine Runde ist.
Die meisten Erzieher haben in dieser Zeit ne Pause. Außer mir sind immer zwischen zwei und vier andere Helfer da.
Wenn die Kids ihr Essen dann beendet haben, muss man sie irgendwie noch dazu kriegen, ihre Lunch-Box wieder weg zu räumen und die anderen nicht vom Essen abzuhalten. Sind dann genug Kinder fertig, können sie mit einem der Erzieher rausgehen und im Hof spielen, soweit das Wetter es zulässt.
Um 13.00 Uhr heißt es aber wieder „Tidy up Time“ und alles wird aufgeräumt, bevor sich die Kinder für eine erneute „Story Time“ versammeln. Neuerdings gibt es aber vor der Geschichte noch kleine Dehnübungen. Eines der Mädchen (nicht das bereits erwähnte) ist leicht behindert und kann nicht ganz gerade laufen. Sie muss diese Übungen machen, also machen die anderen sie mit. Mittlerweile sogar dann, wenn besagtes Mädchen gar nicht da ist. Es ist echt süß, dabei zuzuschauen =)
Nach der Geschichte werden wieder ein paar Kinder abgeholt und die anderen bleiben noch für den Nachmittag so bis ca. 16 Uhr da.
Mein Arbeitstag endet dann allerdings um 13.30 Uhr. Auch wenn es echt jeden Tag mehr Spaß macht mit den Kids, bin ich doch jedes Mal froh nach Hause zu können, weil es auch einfach sehr anstrengend ist.
In den Zeiten, wo die Kinder spielen können, stehen ihnen jede Menge tolle Sachen zur Verfügung. Es wird jeden Tag was anderes rausgeholt wie z.B. die Spielzeugeisenbahn. So wird es nie langweilig. Abgesehen davon können die Kinder immer puzzeln, malen, basteln, sich verkleiden, etc. Jede Woche gibt es eine spezielle Aktion, an der die Kinder nacheinander teilnehmen können. Unter anderem haben die Kids seit ich da bin so eine Art kleines Fladenbrot gebacken und Pappfiguren mit beweglichen Armen und Füßen gebastelt.
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