Samstag, 26. Dezember 2009

Weihnachten in Bristol

Also erst mal für alle, die es nicht wissen, in England wird Weihnachten erst am 25. und nicht schon am 24. Dezember gefeiert. Daher war dieses Jahr meine „Weihnachtsroutine“ eine völlig andere.

Es fing an mit Christmas Eve (Heiligabend). Obwohl hier noch nicht richtig Weihnachten gefeiert wird, zählt der Tag bzw. der Abend schon als was Besonderes. Zu diesem Anlass hat Helen mich gebeten, was zu kochen. Am besten natürlich was typisch Deutsches. Da ich aber die typisch deutsche Küche nicht so besonders finde, entschloss ich mich was Bayerisches zu machen. Meine Mutter fragte mich noch, was es gibt, falls ich es nicht hinkriege und ich war etwas beleidigt, dass sie so wenig Vertrauen in mich und meine Kochkünste hat. Nun ja, ihr könnt euch wahrscheinlich denken, was jetzt kommt. Ich mach’s mal kurz: Es ist einiges schief gegangen. Letztendlich ist es einigermaßen was geworden, aber es sah nicht so aus, wie es hätte aussehen sollen und es hat auch nicht so gut geschmeckt. Helen meinte dann, dass sie eventuell das falsche Mehl gekauft habe, und jetzt nehm ich das einfach als Entschuldigung ;) Und man muss auch dazu sagen, dass es nicht das einfachste Rezept war und ich es vorher noch nie gemacht hatte. Ich hoffe nur, das fällt jetzt nicht auf die deutsche Küche zurück…

Nach dem Essen sind wir zu Shirley (Stephens Mutter) gegangen, die in einem Pflegeheim bei uns um die Ecke lebt. Dort haben wir die traditionellen Christmas Stockings aufgehängt. Ich denke, die Strümpfe entschädigen die Engländer dafür, dass es bei ihnen am 5. bzw. 6. Dezember keinen Nikolaustag gibt. Helen hat dann noch das traditionelle Weihnachtsgedicht „The Night Before Christmas“ vorgelesen und dann ging’s wieder nach Hause und die Mädels wurden ins Bett geschickt. Eine halbe Stunde später hat sich dann Father Christmas (also known as Helen and Stephen) zurück ins Pflegeheim geschlichen, um die Stockings zu füllen.

Ich hab dann noch ein wenig mit meiner Familie telefoniert und es war irgendwie komisch an Weihnachten nicht bei ihnen zu sein.

Am Weihnachtsmorgen musste ich dann um 7.00 Uhr aufstehen. Wir hatten nämlich ein straffes Programm. Um 8.00 Uhr wollten wir im Pflegeheim sein, um die Stockings zu öffnen und auszupacken und eine Stunde später sollten wir dann schon in der Gemeinde sein, weil Helen was für den Weihnachtsgottesdienst vorbereiten musste. Das ist was, das ich in Deutschland definitiv besser finde: an Weihnachten kann man ausschlafen! Als ich mich dann aus dem Bett gequält hatte, gab es wenigstens ein super Frühstück: Christmas Muffins =) Die waren total lecker.

In der Zwischenzeit hatte Louisa es geschafft, eine ganze Flasche Grapefruitsaft über ihr Kleid zu kippen, dass sie speziell für Weihnachten „aufgehoben“ hatte. Helen hat es dann ausgewaschen und mit dem Föhn provisorisch getrocknet.

Im Pflegeheim erwartete uns dann die nächste „Überraschung“: Einige der Stockings fehlten. Nach einer 15minütigen Suche haben wir festgestellt, dass sie unter Shirleys Stuhl waren.

Nachdem wir dann alle unsere Stockings ausgepackt hatten, in denen sich schöne Kleinigkeiten und vor allem Süßigkeiten befunden hatten, sind wir dann zum Gottesdienst gefahren. Helen hatte mich gefragt, ob ich bereit wäre mit ein paar anderen etwas vorzulesen. Ich war deswegen etwas nervös, aber es hat gut geklappt und ich war sogar ein bisschen stolz auf mich ;) Auch ansonsten war es ein schöner weihnachtlicher Gottesdienst mit traditionellen englischen Christmas Carols (Weihnachtsliedern), die ich mittlerweile fast alle kenne.

Nach dem Gottesdienst sind wir dann nach Cardiff (Wales) zu Helens Eltern (Bruce und Eleanor) gefahren. Kurz vor der Grenze wollte Helen mir einen Schrecken einjagen und hat gefragt, ob ich meinen Ausweis dabei habe. Da ich den aber eigentlich eh immer mithab, hab ich einfach nur „ja“ gesagt und sie war etwas enttäuscht, dass ich nicht sofort in Panik ausgebrochen bin ;)

Als wir dann in Cardiff angekommen sind, haben Hektik und Stress endlich aufgehört und es war ein schöner, ruhiger Weihnachtstag =)

Es gab jede Menge leckeres Essen. Es gab zwar nicht den traditionellen Turkey, aber es gab Roast Beef und das ist immerhin typisch Englisch. Natürlich gab es Christmas Pudding, der eigentlich eher aussieht wie ein Kuchen. Darauf war ich sehr gespannt, weil ich von vielen Engländern gehört hab, dass sie den speziellen Geschmack nicht mögen. Ich fand’s aber lecker, wobei ich das mit dem außergewöhnlichen Geschmack verstehen kann. Als mir erzählt wurde, dass es der Christmas Pudding vom letzten Jahr sei, dachte ich, die wollen mich verarschen. Aber nein, der hält sich tatsächlich solange, wenn man ihn richtig aufbewahrt.

Als wir dann alle vier Gänge verputzt hatten und das Gröbste aufgeräumt worden war, gab es dann die Geschenke.

Ich war total froh, dass meine Geschenke gut angekommen sind und alle schienen sich wirklich darüber zu freuen. Ich hab natürlich auch ganz tolle Sachen bekommen ;)

An manchen Stellen ging mir das Auspacken ein bisschen zu schnell, aber ich glaub, da kann man mit so ungeduldigen Mädels nix anderes erwarten.

Nach der Bescherung gab’s dann schon wieder Essen. Es waren zwar „nur“ Sandwiches, aber die waren super lecker und es gab zwei verschiedene Sorten Nachtisch. Also insgesamt hab ich so viel gegessen, dass es locker für drei Tage reicht ;) Währendessen wurde mir ein lustiges englisches Spiel mit Namen „Mornington Crescent“ beigebracht. Ich werd jetzt aber nicht sagen, worum’s geht, weil ich das mit euch allen noch spielen will und man vorher nicht zu viel verraten darf. Ihr dürft euch alle schon drauf freuen =)

Nach dem Essen haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht und Victoria ist vor lauter Müdigkeit schon im Auto eingeschlafen.

Ich hatte insgesamt ein sehr schönes englisches Weihnachten und bin froh über die Entscheidung, nicht nach Hause zu fliegen. Allerdings hab ich meine Familie dann schon sehr vermisst. Aber ich hab mich wirklich wohl gefühlt, wie ein Familienmitglied. Bruce und Eleanor sind auch einfach total nett und herzlich und ich mag die beiden sehr =)

Der zweite Weihnachtsfeiertag heißt hier in England „Boxing Day“. Dafür war geplant, dass Helens Eltern zu uns kommen und wir Shirley aus dem Pflegeheim holen. Natürlich war wieder ein mega Essen geplant. Helens Eltern haben dann heute Morgen aber abgesagt, weil es Eleanor nicht gut ging. Das gute Essen gab’s aber trotzdem. Dabei handelte es sich dieses Mal um Turkey. Also hab ich mein traditionelles Weihnachtsessen doch noch bekommen. Es gab wieder vier Gänge und alles hat super geschmeckt. Besonders das Champagner Sorbet =) Danach war Victoria allerdings so aufgedreht, dass ich nicht sicher bin, ob es ihr so gut bekommen ist ;)

Heute haben wir dann allerdings auf das Abendessen verzichtet und ich fühl mich jetzt immer noch voll.

Die Mädels haben mit ihrer Großmutter noch mehr Geschenke ausgepackt und auch ihr Hauptgeschenk von den Eltern bekommen: eine Tischtennisplatte! Die kam natürlich super an und wurde sofort eingeweiht. Ich schätze, wenn die Mädels mich fleißig zum Spielen zwingen, komm ich als Ping-Pong-Profi zurück =)

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