Freitag, der letzte richtige Tag in West Wales, brachte den ersten Regen. Obwohl der Himmel schon nicht allzu gutes Wetter verhieß, unternahmen wir einen kleinen Ausflug nach Cenarth zu den Cenarth Falls. Der Name ist etwas übertrieben. Es handelt sich dabei nämlich nur um winzigkleine Wasserfälle. Nichtsdestotrotz war das ne sehr schöne Umgebung, die sich wunderbar für einen kleinen Spaziergang eignete. Das Wetter hielt auch vorerst. Anfangs nieselte etwas, aber schon bald klarte der Himmel wieder etwas auf.
Meine Gummistiefel bekamen einen erneuten Auftritt und ich war wirklich froh, sie zu tragen. Die Landschaft war für mich wieder mal typisch Groß Britannien. Die drei Mädels hatten ihren Spaß dabei, an den seichteren Stellen im Wasser rumzuwaten. Doch trotz Gummistiefeln bekamen Susanna und Victoria nasse Füße.
Auf dem Rückweg begann der Nieselregen wieder. Auf der Rückfahrt beendeten wir dann die Alex Rider CD. Sehr spannendes Ende. Ist Alex Rider tot oder nicht?! Fortsetzung folgt… ;)
Kaum waren wir zurück in der Wohnung regnete es richtig heftig. Wir hatten also echt Glück mit dem Wetter. Da soll noch mal jemand sagen, es würde in Groß Britannien NUR regnen. Dem kann ich wirklich widersprechen.
Abends hatten die Mädels dann ein „Midnight Feast“. Genaugenommen war es nicht Mitternacht sondern ungefähr 18.00 Uhr, aber wahrscheinlich finden sie das cool, es so zu nennen ;) „Midnight Feast“ bedeutete, dass die drei zusammen mit Helen in ihrem Zimmer auf dem Bett saßen, einen Film geschaut und dabei Sandwiches, Kuchen und Kekse gegessen und „Hot Chocolate“ mit Schlagsahne und Marshmellows getrunken haben. Ich hab in der Zeit mal wieder ein bisschen meine Ruhe genossen. Die letzte Woche konnte ich mich nicht einfach mal in mein Zimmer zurück ziehen und ich hab gemerkt, dass es doch ganz schön anstrengend ist, wenn man rund um die Uhr mit drei verrückten Mädels zusammen ist. Daher war ich für die kleine Verschnaufpause ganz dankbar =)
Heute gings dann richtig früh zurück. Ab 6.30 Uhr hab ich die Mädels schon gehört, hab mich aber gezwungen, bis 8.00 Uhr im Bett zu bleiben und zu dösen. Tatsächlich schafften wir es, um 8.30 Uhr loszukommen und machten noch nen kleinen Abstecher zu den Sanddünen, um ein paar Bilder mit Barnaby Bear zu machen, der natürlich bei den Ausflügen dabei sein musste ;) Auf der Rückfahrt erfuhren wir dann auch, dass Alex Rider überlebt hat =)
Tag 3 in West Wales beinhaltete einen Besuch von Llanerchaeron. Dies ist eins der wenigen noch vorhandenen typischen Anwesen in Wales, die seit dem späten 18. Jahrhundert existieren. Man kann dort einen Park, einen Garten und eine Villa besichtigen. Park und Garten sind wirklich traumhaft schön. So nen Garten hätte ich auch gern ;) Da gab es unter anderem sehr lustige Apfelbäume, die die Form von einem mehrarmigen Leuchter hatten und viele Bäume, die an der Mauer wachsen.
Im Park konnte man Eichhörnchen beobachten, die anscheinend überhaupt nicht scheu waren. Eins von ihnen ist direkt an uns vorbei gerast und auf nen Baum gehechtet, als wollte es vor uns ne Show abziehen =)
Dazu gehörte auch noch eine Art hauseigener Bauernhof. Außer Schweinen waren aber keine richtigen Tiere mehr da. Nur noch ne Plastikkuh, die man melken konnte. Das war echt lustig. War auch gar nicht so einfach, sich dabei nicht selbst mit Milch bzw. in diesem Fall Wasser einzusauen.
Die Villa war sehr beeindruckend. Von außen sah sie eher schlicht und nicht so besonders riesig aus. Leider gab es innen mal wieder haufenweise ausgestopfte Tiere =( Ansonsten konnte man jedes Zimmer anschauen und sehen, wie die Menschen früher so gelebt haben. Offensichtlich standen die Menschen damals sehr auf Symmetrie. Es sah zwar so aus, als würden sich neben der Eingangstür auf beiden Seiten je ein Fenster befinden, aber drinnen fehlte eins dann plötzlich. In den einzelnen Räumen gab es auch meistens zwei Türen, wovon eine meistens nur Fake war und höchstens in einen Schrank führte. Insgesamt hat mich das Haus sehr an Jane Austen erinnert. Es hätte meiner Meinung nach genauso gut die Filmkulisse einer Jane Austen Verfilmung sein können. Umso beeindruckender, dass noch vor 20 Jahren tatsächlich jemand in dem Haus gewohnt hat.
Einen noch etwas größeren Sprung zurück in die Vergangenheit machten wir dann am Donnerstag, als wir Castell Henllys besuchten: ein früheres Dorf der Kelten. Es waren etwa fünf Häuser/Hütten nachgebaut worden. Schwer vorstellbar, dass die Menschen da wirklich drin gelebt haben. In einer der Hütten war eine Schauspielerin, die sich als echte Keltin ausgab und uns alles Mögliche erzählte. Zum einen erklärte sich uns den Verwendungszweck verschiedener Pflanzen und berichtete wie sich die Kelten für einen bevorstehenden Kampf vorbereiteten, nämlich mit wilder Kriegsbemalung und abstehenden Haaren. Außerdem zeigte sie den Mädels und ein paar anderen Kids wie sie mit einem Stein Mehl herstellen konnten. Zum Abschluss bemalte sie dann einigen der Kids die Gesichter als wären sie Krieger kurz vor einer Schlacht. Louisa bekam das Zeichen des Gottes der Pferde und Victoria des Gottes des Waldes in knalligem Blau. Sah sehr süß aus =)
In der Hütte, in der sich die Kelten versammelt haben, brannte ein Feuer und während wir uns wie die Kelten früher darum versammelten, bekamen wir wieder einige Details erzählt. Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass die Bezeichnung „Honey Moon“ von den Kelten stammt. Bei ihnen bestand nämlich eine Hochzeit aus „Honeybeer“ unterm Mond trinken. Oder so ähnlich.
Mit der Zeit sammelte sich der Rauch des Feuers im Dach bis man schließlich die Spitze nicht mehr erkennen konnte. Würde mich nicht wundern, wenn die Kelten früher erstickt wären.
Später haben wir noch einen kleinen Spaziergang durch Wald und Wiesen gemacht und kamen an dem Fluss vorbei, von dem sich die Kelten früher wohl ihr Wasser geholt haben. Ich muss sagen, ich bin wirklich froh, dass ich nicht erst zehn Minuten laufen muss, um einen Eimer Wasser zu holen, den ich anschließend wieder den Berg hoch tragen muss, sondern dass ich einfach nur den Wasserhahn aufdrehen muss =)
Die letzte Woche waren Ferien und ich war mit Helen und den drei Mädels in West Wales. Genau genommen haben wir die Zeit in einer kleinen Ferienwohnung direkt am Meer in der Nähe von Cardigan verbracht. Wenn man aus dem Wohnzimmerfenster geschaut hat, hatte man ne tolle Sicht auf Meer und Strand. Leider war es natürlich viel zu kalt zum Baden.
Montag gings los. Tatsächlich schafften wir es gegen 9.00 Uhr aufzubrechen. Nach ca. drei Stunden Autofahrt mit Alex Rider (Hörspiel über einen 14-jährigen Jungen, der für MI6 arbeitet) und einem Blick auf den breitesten Fluss Großbritanniens (lächerlich klein verglichen mit dem Main), kamen wir an.
Louisa und Victoria konnten es kaum erwarten zum Strand bzw. zu den Sanddünen hinunter zu gehen und überredeten mich mitzukommen. Helen musste auf den Lieferdienst vom Supermarkt warten (ja, so was Tolles haben die hier) und Susanna kam aufgrund ihrer Erkältung nicht mit.
Die Sanddünen waren wirklich cool. Die beiden Mädels hatten ihren Spaß da rumzurennen =) Irgendwann haben wir dann versucht Hangman (Galgenmännchen) im Sand zu spielen. Hat aber irgendwie nicht ganz geklappt. Der Rückweg war ziemlich anstrengend, weil es so gut wie die ganze Zeit bergauf ging.
Zurück in der Wohnung wurde mir dann beigebracht, wie man Dragon Delta spielt. Ist ein ganz lustiges Brettspiel, das sowohl logisches Denken als auch Glück erfordert. Hab mich allerdings nicht allzu gut angestellt. Man muss da erst mal rauskriegen, wies läuft ;)
Dienstagvormittag sind wir in ein nahe gelegenes „Wildlife Center“ gefahren. Im Prinzip ist das ein großer Rundweg, auf dem man immer wieder kleine „Hütten“ findet, von wo aus man Tiere beobachten kann – wenn man Glück hat ;) Wir haben leider nur Bisons und verschiedene Vogel- bzw. Entenarten gesehen. Theoretisch hätte es auch Otter, Dachse und ähnliches gegeben. So war es also mehr ein schöner Spaziergang. Und ich hatte die Gelegenheit meine neuen Gummistiefel einzuweihen.
Nach dem Mittagessen sind wir wieder zu den Sanddünen gegangen. Eigentlich sind wir gefahren und auch Helen und Susanna waren dabei. Mit dem Auto ist der Weg aber auch ziemlich abenteuerlich. Wie schon erwähnt, war es ziemlich steil und es war gerade so genug Platz für ein Auto. Das letzte Stück rauf zur Wohnung wird man dann noch ordentlich durchgeschüttelt, weil es so holprig ist.
Wie auch immer, dieses Mal haben wir in den Dünen Verstecken gespielt. Das war wirklich ziemlich lustig. In jedem Menschen steckt eben doch ein kleines Kind ;)
Jeweils zwei Leute haben gesucht, die anderen drei haben sich (logischerweise) versteckt. Manchmal ging es richtig schnell, dass als gefunden wurden und ein paar Mal mussten die „Suchenden“ aufgeben. Ja, auch ich hab es geschafft, mich so gut zu verstecken, dass ich nicht gefunden wurde =) Da die Sanddünen alle gleich aussahen, war es auch echt nicht einfach, zu sagen, ob man jetzt gerade hinter der einen Düne nachgeschaut hatte oder eben nicht. Die letzte Runde hatte sich Susanna so gut versteckt, dass wir sie erstens nicht gefunden haben und wir zweitens bestimmt zehn Minuten gerufen haben, dass wir aufgeben, bevor sie uns dann mal gehört hat. Victoria war schon ganz besorgt um sie ;)
Sonntag fuhren Stephen, Susanna, Victoria und ich nach Nailsea, einer kleinen Stadt in der Nähe von Bristol. Dort fand ein Jubiläumsgottesdienst einer Gemeinde statt, in der Helen und Stephen früher waren. Für die Mädels und mich war das eher langweilig, da wir niemanden dort kannten.
Stephen ist in Nailsea aufgewachsen und der Gottesdienst wurde in seiner früheren Schule abgehalten. Für ihn war das also sehr spannend ;)
Nachmittags mussten wir Helen und Louisa vom Flughafen abholen. Da es sich nicht gelohnt hätte, vorher noch einmal nach Hause zu fahren, sind wir ein bisschen in der Gegend rumgetuckert. Nailsea ist ein süßes kleines Städtchen, das sehr viel englischer aussieht als Bristol. Auch die Gegend drum herum war wirklich schön. Wir haben in einer Schlucht Halt gemacht, wo ein paar Kids die Felsen hochgeklettert sind. Dort entstand die Idee zu einem sehr bekannten englisch Kirchenlied (ich kannte es nicht). Ein Pfarrer ist durch diese Schlucht gewandert, als er von einem heftigen Unwetter überrascht wurde. Daher versteckte er sich in einem Felsspalt, wo er dann die Idee zu dem Lied bekam. Die Stelle kann man immer noch sehen. Damit man sie auch findet, wird mit einer kleinen Gedenktafel darauf hingewiesen. Susanna und Victoria sind dann noch ein bisschen an den Felsen rumgeklettert und wir haben einige Ziegen entdeckt, die von oben neugierig auf uns runter schauten.
Irgendwann brachen wir dann doch langsam Richtung Flughafen auf. Da wir immer noch genug Zeit hatten, ist Stephen mehrmals zwischen zwei Kreisverkehren vor dem Flughafen hin und her gefahren, damit die Mädels Flugzeuge starten und landen sehen konnten. Süß =) Als wir dann in den Flughafen hinein gingen, war das ein komisches Gefühl. Der Flughafen ist so klein, dass Helen und Louisa genau da ankamen, wo ich drei Wochen vorher ankam. Das war irgendwie seltsam. Auf einmal sah alles doch irgendwie anders aus und mir kam es gar nicht so vor, als wäre ich erst vor ein paar Wochen angekommen. Es schien irgendwie schon Monate her zu sein.
Bei der ganzen Autofahrerei haben wir übrigens den Soundtrack zu „Les Misérables“ gehört ;)
Gestern war ein wenig Sightseeing geplant. Helen und Louisa waren übers Wochenende in Belfast, also wollten Stephen, Susanna, Victoria und ich zu viert etwas unternehmen. Allerdings drohte das ganze dann Samstag Morgen ins Wasser zu fallen. Beide Mädels waren etwas kränklich und so war Stephen sich nicht sicher, ob die beiden fit genug wären. Er bot mir an, mich hinzufahren, wo ich will, aber alleine macht so was dann auch keinen Spaß. Dazu kam dann noch, dass es total schüttete. Also verging mir so langsam die Lust und ich war etwas gefrustet. Innerhalb von 10 Minuten änderte sich jedoch das Wetter und es herrschte klarer Sonnenschein. Außerdem ging es den Mädels wieder etwas besser und so entschieden wir, wenigstens etwas kleines zu unternehmen.
Wir fuhren also zu viert ins Bristol City Museum. Genau genommen waren wir eigentlich zu fünft. Barnaby Bear war nämlich noch mit dabei. In Victorias Klasse gibt es einen Teddybären (Barnaby Bear), den man über die Ferien mitnehmen darf. Und für diese Ferien konnte Victoria ihn mitnehmen. Damit Barnaby Bear auch ein bisschen was von seinen Ferien hat, haben wir ihn ins Museum mitgenommen ;)
Ich bin eigentlich nicht so der Museum-Fan, aber dieses hat mir gut gefallen. Es gab alle möglichen Abteilungen wie z.B. eine Ägypten-Abteilung, eine für Dinosaurier, eine für Kunst und leider auch jede Menge ausgestopfte Tiere, was ich persönlich nicht so mag. Dann gab es noch eine Abteilung für etwas wie Moderne Kunst. Ich weiß nicht, wie man es anders beschreiben könnte. Da gabs echt seltsame Dinge, unter anderem eine Art Kasten, der vorne mit einer Glasplatte geschlossen war und in dem sich alle möglichen und unmöglichen Dinge befanden (Regenschirm, Uhr, Schuhe, etc.) Einige der Bilder waren auch etwas seltsam. Es gab eine ganze Serie von Bildern mit Vögeln. Trotzdem, oder gerade weil das alles etwas komisch war, hat mir dieser Teil am besten gefallen. Victoria hingegen war ganz begeistert von den Kristallen und Mineralien, die für ein siebenjähriges Mädchen einfach nur glitzernde Edelsteine sind ;)
In der Eingangshalle, die schon an sich ziemlich beeindruckend war, hing an der Decke ein sogenannter „Bristol Boxkite“. Das ist ein sehr alter Flugapparat, bei dem man sich nicht wirklich vorstellen kann, dass er fliegt. Aber er sieht auf jeden Fall cool aus.
Dann gab es da noch eine Art Skulptur oder Kunstwerk, das ein bisschen aussah, als hätte jemand sehr viele Klopapierrollen ausgewickelt. Es hatte den Titel „Luftraum“ (ja, ein deutscher Titel), aber inwiefern der dazu gepasst hätte, ist mir nicht aufgefallen.
Auf dem Rückweg haben wir noch einen kleinen Stopp in Sea Mills eingelegt. Das ist ein kleiner Teil von Bristol direkt neben Stoke Bishop, wo ich wohne. Und zwar gab es im Museum ein Bild von Sea Mills, das quasi direkt bei uns um die Ecke gezeichnet wurde. Also wollten wir mal schauen, wie sich die Gegend so verändert hatte. Wir konnten nicht genau ausmachen, welche Häuser zu sehen waren, aber auf jeden Fall war das Bild um einiges schöner als die Wirklichkeit ;)
Der Tag endete dann damit, dass ich mit den Mädels „Sky High“ geschaut habe. War wirklich ganz lustig der Film.
Anfang der Woche haben meine Gasteltern in der Küche Musik gehört. Wie sich herausstellte, war es der Soundtrack zu dem Musical „Les Misérables“. Sie fragten mich, ob ich schon mal davon gehört hätte und über die Handlung bescheid wüsste. Der Name war mir zwar bekannt, aber das wars auch. Also haben sie ganz begeistert angefangen zu erzählen, sowohl von der Geschichte als auch von der Musik.
Helen meinte dann plötzlich, ob ich es nicht gerne mal sehen würde. Die beiden älteren Mädels, Susanna und Louise, würden mit der Schule in eine Amateuraufführung des Musicals gehen. Vielleicht gäbe es ja noch Karten. Damit ich nicht so allein und verloren im Theater sitzen muss, wollte Stephen mit mir hingehen. Helen hat dann die nächsten Tage versucht, beim Theater anzurufen, aber immer erfolglos, bis es dann gestern Nachmittag klappte. Da hatten sie dann natürlich keine Karten mehr für den Abend. Allerdings sei es wohl einen Versuch wert, ob jemand vielleicht an der Abendkasse Karten zurückgeben würde.
Da Stephen die beiden Mädels ohnehin zum Theater fahren musste, bin ich mitgekommen und wir haben unser Glück versucht. Erst mal sah es schlecht aus. Zuerst gab es keine Karten, dann gab es eine Karte, die die Frau an der Kasse gerne an ein älteres Pärchen geben wollte, da dieses Karten für die Vorstellung am Tag vorher gehabt hatte und das wohl verpasst hat. Langsam wurde das Foyer immer leerer und wir haben die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben. Die Frau an der Kasse hatte uns schon mehr oder weniger wegschickt, als plötzlich jemand kam und genau zwei Karten zu viel hatte. Wir haben uns natürlich total gefreut.
Das Redgrave Theater wurde vom Clifton College erbaut, als dies noch eine Privatschule war. Clifton ist so was wie das Studentenviertel von Bristol. Es ist ein eher kleines Theater, daher fühlte man sich der Bühne recht nah, obwohl ich in der letzten Reihe saß. Ihr könnt euch das so ähnlich wie im Kino vorstellen, nur dass A die erste Reihe vor der Bühne ist. Ich saß in Reihe N.
Wir hatten kaum unsere Plätze erreicht, als es losging. Die ersten Töne waren gerade erklungen, als ich auch schon Gänsehaut bekam =)
Es war wirklich total toll. Ich war richtig begeistert. Und ich fand es überhaupt nicht amateurhaft. Die Schauspieler/Sänger waren sehr gut und hatten starke Stimmen. Die Kulissen waren auch richtig toll. Ich würde jetzt am liebsten alles ganz genau beschreiben, aber das würde ein viel zu langer Text werden ;)
Ich hab jedenfalls beschlossen, mir mal ne deutsche Version anzuschauen, wenn ich zurück bin.
Es war aber auch echt gut zu verstehen, da wirklich sehr deutlich gesungen wurde und das Englisch nicht zu anspruchsvoll war.
Einige Szenen waren wirklich richtig traurig. Man hat als Zuschauer total mitgefühlt. Also hat man echt nicht gemerkt, dass es „nur“ Amateur-Schauspieler waren (wie gesagt, ich hab keinen Vergleich). Stephen, der das Musical aber schon mehrmals gesehen hatte, hat mir zugestimmt. Er war nur etwas vom Hauptdarsteller enttäuscht, der anscheinend nicht perfekt getroffen war.
Wie ihr sicherlich heraushören konntet, ich kann euch nur empfehlen, euch „Les Misérables“ mal anzuschauen!
Wie schon gesagt, ist die Vorschule eigentlich mehr ein Kindergarten. Die Kinder sind zwischen 2 ½ und 4 Jahren alt, denn zwischen 4 und 5 Jahren kommen sie hier in England schon in die Schule.
Zur Zeit besteht die Gruppe aus ungefähr 25 Kindern. Da nicht alle Kinder jeden Tag kommen, gibt es oft sehr unterschiedliche Gruppenzusammenstellungen. Mittwoch ist, glaub ich, der Horrortag. Da sind die meisten Kinder da. Dafür ist Freitag recht angenehm.
Ab 8.45 Uhr, wenn ich anfange zu arbeiten, wird dann erst mal alles für die Ankunft der Kinder vorbereitet. Verschiedene Spielsachen werden bereit gestellt, das Malpapier wird neu aufgefüllt und ähnliches. Die Kinder trudeln dann zwischen 9.00 und 9.15 Uhr ein und fangen sofort an zu spielen. Es ist unglaublich wie motiviert die am Morgen schon sind ;) Es kann dann aber auch sehr frustrierend sein, wenn man ewig lange ein super tolles Schienensystem für die Spielzeugeisenbahn ausgetüftelt hat und die Kinder dann reinstürmen und sich n Spaß draus machen, alles zu zerstören. Naja, das sind zum Glück nur die wenigsten. Die Mehrzahl freut sich immer über so was und spielt begeistert damit.
Gegen 9.40 Uhr ist „Circle Time“. Wie der Name schon sagt: es ist Zeit für einen Kreis. „Circle Time“ ist im Wesentlichen so was wie eine „Guten-Morgen-Begrüßungsrunde“. Damit die Kids wissen, dass sie jetzt ihre Spielzeuge leider beiseite legen müssen, darf eins von ihnen eine Glocke läuten. Meistens läuft das darauf hinaus, dass immer zwei andere durch die beiden Vorschulräume mit rennen und lauthals „Circle Time“ rufen. Es gibt jedes Mal je eine Runde in einem Raum. Wie die Kids getrennt werden, ist mir noch nicht ganz klar. Die größere Runde besteht eher aus den Älteren und die kleine Runde wohl eher aus den Jüngeren, bis auf einige Ausnahmen. Beide Runden laufen aber nach dem gleichen Muster ab. Zuerst wird jedes Kind einzeln von der Erzieherin, die die Runde leitet begrüßt. Statt einem einfachen „Good morning“ wird hier auch immer Zeichensprache verwendet. Die meisten Kinds antworten nur mit „Good morning“, aber ein paar versuchen sich auch an den Bewegungen. Dann wird meist noch ein Lied gesungen und irgendeine kleine Aktion gemacht, bevor es wieder ans Spielen geht.
Um 10.30 Uhr ungefähr muss dies allerdings wieder für „Singing Time“ unterbrochen werden, wozu erneut die Glocke erklingt ;) Dann wird also, dieses mal nur in einer Gruppe, gesungen. Alle möglichen süßen Kinderlieder. Bis jetzt kannte ich allerdings nur „Head and Shoulder, Knees and Toes“. Viele Lieder werden wieder mit Bewegungen aus der Zeichensprache verbunden.
Der Grund dafür ist, dass es in dieser Vorschule immer wieder Kinder gibt, die leichte Behinderungen haben, taub sind oder sonst irgendwie besondere Zuwendung brauchen. Zur Zeit gibt es ein Mädchen, das nicht richtig laufen und sprechen kann. Daher weint sie sehr viel. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie taub ist, da die meisten Erzieherinnen immer normal mit ihr sprechen und sie es auch zu verstehen scheint.
Nach dem Singen ist erst mal wieder Zeit zum Spielen, bis es um kurz vor 12 Uhr heißt: „Tidy up Time“. Dann muss wirklich aufgeräumt werden, bevor „Story Time“ ist und es für einige Kinder bedeutet „Zeit nach Hause zu gehen“. Es ist oft gar nicht leicht, den Kindern klar zu machen, dass sie die Spielsachen jetzt weglegen oder ihre Verkleidungssachen ausziehen müssen. Irgendwann ist es dann aber geschafft und die Kinder werden wieder in zwei Gruppen aufgeteilt, je nachdem, ob sie zum Mittagessen, dem sogenannten „Lunch Club“, bleiben oder von ihren Eltern abgeholt werden. Beide Gruppen kriegen aber eine oder meist mehrere kurze Geschichten vorgelesen.
Ich helfe jedes Mal beim „Lunch Club“, was je nach Tag eine ziemliche Herausforderung sein kann. Erst mal werden die Kinder in kleinen Grüppchen (meist zu dritt) ins Bad begleitet, wo sie sich die Hände waschen. Dann gehts wieder zurück, die Lunch-Box wird geholt und ein Platz wird ausgesucht. Dann gibt’s schon das erste Chaos, weil Person A unbedingt neben Person B sitzen will, B hat sich aber schon neben C gesetzt und da ist sonst kein Platz mehr frei. Irgendwann sind auch solche Probleme gelöst und es wird gegessen mit der Regel „sandwiches first“. Auch gar nicht so leicht, dass allen Kids klar zu machen. Vor allem sind immer welche dabei, die sich einfach weigern und ihre Sandwiches gar nicht essen wollen. Ich bin immer total neidisch, wenn ich seh, was die Kinder alles tolles zusammen gepackt bekommen und die haben dann gar keine Lust drauf ;) Ein paar brauchen immer besondere Hilfe beim Essen, weil sie sonst einfach ne halbe Stunde an ner Gurke rumkauen würden. Einigen muss man immer wieder sagen, dass sie doch bitte dies und jenes essen und sich wieder hinsetzen sollen. Sind besonders viele Kinder da, wird auch besonders viel Quatsch gemacht und das ganze dauert auch wesentlich länger. Freitage sind da besonders angenehm, weil es immer ne sehr kleine Runde ist.
Die meisten Erzieher haben in dieser Zeit ne Pause. Außer mir sind immer zwischen zwei und vier andere Helfer da.
Wenn die Kids ihr Essen dann beendet haben, muss man sie irgendwie noch dazu kriegen, ihre Lunch-Box wieder weg zu räumen und die anderen nicht vom Essenabzuhalten. Sind dann genug Kinder fertig, können sie mit einem der Erzieher rausgehen und im Hof spielen, soweit das Wetter es zulässt.
Um 13.00 Uhr heißt es aber wieder „Tidy up Time“ und alles wird aufgeräumt, bevor sich die Kinder für eine erneute „Story Time“ versammeln. Neuerdings gibt es aber vor der Geschichte noch kleine Dehnübungen. Eines der Mädchen (nicht das bereits erwähnte) ist leicht behindert und kann nicht ganz gerade laufen. Sie muss diese Übungen machen, also machen die anderen sie mit. Mittlerweile sogar dann, wenn besagtes Mädchen gar nicht da ist. Es ist echt süß, dabei zuzuschauen =)
Nach der Geschichte werden wieder ein paar Kinder abgeholt und die anderen bleiben noch für den Nachmittag so bis ca. 16 Uhr da.
Mein Arbeitstag endet dann allerdings um 13.30 Uhr. Auch wenn es echt jeden Tag mehr Spaß macht mit den Kids, bin ich doch jedes Mal froh nach Hause zu können, weil es auch einfach sehr anstrengend ist.
In den Zeiten, wo die Kinder spielen können, stehen ihnen jede Menge tolle Sachen zur Verfügung. Es wird jeden Tag was anderes rausgeholt wie z.B. die Spielzeugeisenbahn. So wird es nie langweilig. Abgesehen davon können die Kinder immer puzzeln, malen, basteln, sich verkleiden, etc. Jede Woche gibt es eine spezielle Aktion, an der die Kinder nacheinander teilnehmen können. Unter anderem haben die Kids seit ich da bin so eine Art kleines Fladenbrot gebacken und Pappfiguren mit beweglichen Armen und Füßen gebastelt.
Die Woche in der Vorschule war sehr anstrengend und ich bin wirklich froh, dass Wochenende ist. Zwar sind die Kids lieb und süß (zumindest meistens), aber sie können einen auch ganz schön stressen und man ist froh, wenn man nach Hause gehen kann.
Normalerweise ist ab kurz nach 15.30 Uhr im Haus totales Halli Galli, weil die Mädels da von der Schule kommen. Heute war es erstaunlich ruhig. Victoria sollte eigentlich zu ihrer Cello Stunde, die dann aber kurzfristig abgesagt wurde, also haben sie und Susanna stattdessen ihre Oma besucht. Das Schöne daran war, dass ich dadurch mal Zeit und Ruhe hatte, mich ein bisschen mit Helen zu unterhalten. Sie ist oft sehr beschäftigt und wenn die Mädels da sind, ist es auch nicht so gut möglich.
Abends hatte Susanna dann Ballett, wo Stephen sie hingefahren und Louisa gleich mitgenommen hat. Also haben Helen, Victoria und ich ausnahmsweise nur zu dritt gegessen, was wirklich mal sehr schön ruhig war ;)
Danach haben wir noch ne Runde Cluedo gespielt. Wobei Victoria einmal vergessen hat, mir eine Karte zu zeigen, sodass ich den Mord dann „falsch aufgeklärt“ habe. Victoria hat es wieder gut gemacht, indem sie mir einen Zaubertrick gezeigt hat. Sie hat nämlich zum Geburtstag „Marvin’s Amazing Magic Box“ geschenkt bekommen ;)
Ich war der Meinung rausgefunden zu haben, wie der Trick funktioniert, aber als Victoria ihn mir erklärt hat, war ich nur verwirrt. Die Erklärung war zwar ne andere, aber mit meiner hätte es genauso funktioniert =)
Morgen fahr ich zusammen mit Helen und Victoria zum Cabot Circus, einem ziemlich neuen und großen Shopping-Center. Da sind sie hier alle stolz drauf und ich bin gespannt ;)
So, jetzt bin ich tatsächlich schon ne Woche hier.
Einerseits hab ich das Gefühl, erst gestern angekommen zu sein und andererseits schein ich schon viel länger als nur ne Woche hier zu sein.
So langsam gewöhn ich mich an alles. Sowohl an das Leben in der Familie als auch an die Arbeit in der Vorschule.
Anfangs ist es schon seltsam mit einer Familie zusammen zu leben, die nicht die eigene ist und die eine ganz andere Routine und auch andere Angewohnheiten hat. Man will sich nicht wie ein Gast verhalten (immerhin werde ich die nächsten 6 Monate hier verbringen), aber man ist halt auch nicht wirklich Zuhause. Das wird sich wohl mit der Zeit noch etwas einpendeln. Meine Gasteltern Helen und Stephen sind aber wirklich total nett und hilfsbereit und versuchen mir das Eingewöhnen so leicht wie möglich zu machen. Es hat sich schon zur Tradition entwickelt, dass wir jeden Abend zusammen 24 gucken.
Die Mädels sind die meiste Zeit auch ziemlich lieb. Sie streiten sich allerdings untereinander recht häufig und drei Mädels auf einmal können da schon anstrengend sein ;) Mit Louisa (sie ist die mittlere) versteh ich mich am besten. Sie war mir gegenüber von Anfang an am offensten. Victoria, die kleinste, war am Anfang sehr schüchtern, aber scheint sich jetzt an mich gewöhnt zu haben. Neulich durfte ich ihr sogar bei ner Power Point Präsentation helfen.
Am Wochenende war Victorias Geburtstag und bei der Gelegenheit habe ich die aus Deutschland stammende Nachbarin Uta kennen gelernt. War total komisch mit ihr in Gegenwart von Engländern Deutsch zu sprechen. Alle haben uns ganz interessiert angeschaut. Uta lebt allerdings schon so lange hier in Bristol, dass ihr Deutsch einen leichten Akzent hat.
In der Vorschule wars anfangs etwas schwierig für mich. Die Kinder waren mir gegenüber noch sehr zurückhaltend und ich hab sie kaum verstanden. Das war etwas deprimierend. Aber es wird von Tag zu Tag besser und meistens weiß ich jetzt, was sie von mir wollen. Die Arbeit macht eigentlich echt Spaß, weil man sich einfach mit den Kindern beschäftigen kann und die schon zufrieden sind, wenn man mit ihnen ein Puzzle macht. Mittlerweile bin ich auch mit dem Ablauf der Vorschule vertraut. Eigentlich sollte man es eher Kindergarten nennen, denn die Kids sind zwischen 2 ½ und 4 Jahren alt. Meine Arbeitszeiten sind auch sehr angenehm. Ich arbeite von 8.45 – 13.30 Uhr und meistens vergeht die Zeit sehr schnell, weil so viel los ist. Das kann aber auch anstrengend sein. Vor allem dann, wenn die Kids überhaupt nicht auf einen hören und einen nicht ernst nehmen. Aber das gehört wohl dazu.
Das wars dann erst mal wieder von mir.
Freu mich immer sehr über Mails, damit ich noch mitbekomme, was bei euch in Deutschland (bzw Australien, England, etc.) so los ist.
Hab jetzt auch nen Blog: jani-goes-to-bristol.blogspot.com
Schaut mal rein!
Liebe Grüße
Jani
Samstag, 10. Oktober 2009
Heute hab ich das erste Mal etwas mehr von Bristol gesehen.
Nach dem Pancake-Frühstück, das ich in Zukunft jeden Samstag haben werde, sind meine Gastmutter Helen, die älteste Tochter Susanna und ich ein bisschen in der Gegend rumgefahren und sie haben mir einige Sachen gezeigt. Leider war das so viel auf einmal, dass ich mir kaum alles merken konnte.
Auf jeden Fall hab ich die Suspension Bridge gesehen, die so was wie das Wahrzeichen Bristols ist, die Kathedrale, ein Shoppingcenter, das Studentenviertel und ähnliche Dinge.
Ich weiß jetzt auch, warum Bristol the UK’s Green Capital ist. Hier gibt’s einfach überall Parks und Grünflächen. Überall stehen Bäume, Büsche und Sträucher. Ich fand Frankfurt für ne große Stadt schon ziemlich grün, aber es ist nichts im Vergleich zu Bristol. Das lässt die Stadt gleich noch viel schöner erscheinen, als sie ohnehin schon durch ihre Architektur ist. Ich weiß nicht genau, wie ich die beschreiben soll. Sie ist zwar nicht modern, aber altmodisch ist auch das falsche Wort. Ich finde sie ziemlich typisch englisch.
Nachmittags sind wir mit der ganzen Familie Bowling spielen gegangen, was hier „Ten Pin Bowling“ genannt wird (im Gegensatz zu Nine Pin Bowling?!). Das Bowlingcenter wirkte allerdings eher amerikanisch. Beziehungsweise man könnte es wohl genauso gut in Frankfurt finden. War trotzdem ne lustige Sache. Hab mich auch ganz gut geschlagen (ich war dritte von sechs und mein Team hat gewonnen).
Abends sind wir Indisch essen gegangen, weil es Victorias Geburtstag war. Sie ist heute sieben geworden. Die richtige Feier ist allerdings erst morgen. Werd also gleich die ganze Verwandtschaft kennen lernen. Bin schon gespannt wie so ein englischer Geburtstag wohl abläuft ;)
Nun ist es tatsächlich soweit. Ich bin in Bristol. Bin Montag Abend gegen 19.30 Uhr deutsche Zeit angekommen. Nach sechs Stunden warten am Dubliner Flughafen war ich entsprechend müde und geschafft. Waren auch sehr viele neue Eindrücke auf einmal. Aber die Familie ist super nett. Die Kids sind total süß. Ich wurde gleich zum Mastermind (oder so ähnlich) spielen verdonnert. Hab auch n sehr schönes Zimmer. Eher klein aber mit nem super coolen Minifernseher ;)
Montag war England untypisches Wetter mit Sonnenschein. Aber gleich am nächsten Tag wurde ich leider vom Regen geweckt. Aber hab ja nen tollen Regenschirm (danke an Jenny, Meli, Julia, Martin und Chris) =)
Dienstag Vormittag bin ich mit meiner Gastmutter Helen zur Vorschule gefahren. Hab n paar Leute kennen gelernt und den Kindern beim Singen zugehört. Die sind auch total niedlich. Scheinen alle sehr nett zu sein. Dann bin ich zurück nach Hause gelaufen, weil Helen zum College musste. Ist ein sehr schöner Weg. Bristol scheint ne tolle Stadt zu sein. Zum Glück hab ich mich nicht verlaufen und es hat nicht geregnet ;)