Sonntag, 24. Januar 2010

Ein Tag in Clifton

Letzte Woche hab ich über StudiVZ ein Mädchen aus Deutschland kennen gelernt, das auch gerade in Bristol ist: Janine. Sie macht ein Duales Studium und ihre Firma hat sie jetzt für zwei Monate nach Bristol geschickt. Sie hatte mich dann in einer Bristol-Gruppe entdeckt und mich einfach mal angeschrieben. Ich fand sie sofort sympathisch und nachdem wir ein paar Mails hin und her geschrieben hatten, beschlossen wir, uns mal zu treffen.

Gestern war es dann so weit. Wir haben uns in Clifton verabredet und wollten dort ein bisschen rumlaufen und außerdem war sie noch nicht bei der Suspension Bridge gewesen, die auch in Clifton ist. Und dieses Wahrzeichen Bristols darf man sich ja auf keinen Fall entgehen lassen. Clifton ist heute das hippe Studentenviertel mit vielen Bars, Cafés und süßen kleinen Läden. Früher war es vor allem das Trendviertel für wohlhabende Menschen.

Unser Treffpunkt war Clifton Down. Dort befinden sich neben einigen Bushaltestellen auch eine Bahnstation und ein kleines Einkaufszentrum. Es ist also nicht allzu übersichtlich und ich war etwas besorgt, wir könnten uns eventuell nicht finden. Das hat aber zum Glück gut geklappt. Wir waren zwar auf unterschiedlichen Straßenseiten und ich war auch erst nicht ganz sicher, ob sie es war (sie sah doch etwas anders aus als auf ihrem Anzeigebild bei StudiVZ), aber die Blicke die wir uns gegenseitig zugeworfen haben, haben dann schon verraten, dass wir wohl beide nach dem anderen Ausschau halten ;)

Wir haben uns auch auf Anhieb gut verstanden, was mich total erleichtert hat. Und es einfach schön, Deutsch zu sprechen =)

Wir haben uns dann mit kleinen Umwegen auf den Weg zur Suspension Bridge gemacht und haben dort die tolle Aussicht bewundert und natürlich einige Fotos geschossen. Das Wetter war leider nicht so perfekt, es war ziemlich grau und vor allem kalt. Aber immerhin hat es nicht geregnet.

Nachdem wir einmal über die Brücke und wieder zurück gelaufen sind, sind wir ein bisschen durch Clifton spaziert, kamen am College vorbei und am Cabot Tower, von dem wir nicht genau wussten, wozu er da ist, aber er stand auf dem Stadtplan ;)

Clifton ist einfach wirklich total schön. Die Architektur ist typisch Englisch und man sieht kaum modernere Gebäude, was eine total schöne Atmosphäre schafft.

Als uns dann der Hunger überkam und die Füße vom vielen Rumlaufen weh taten, haben wir uns in ein nettes kleines Café gesetzt, eine Kleinigkeit gegessen und einen super leckere Cappuccino getrunken.

Nachdem wir uns dann genug ausgeruht und ausgiebig gequatscht hatten, haben wir uns noch mal auf den Weg gemacht und sind in eine kleinere Seitenstraße abgebogen, wo wir jede Menge coole Second-Hand-Läden entdeckt haben. Die Second-Hand-Läden hier sind wirklich total cool. Da gibt’s nämlich nicht nur Schrott, sondern wirklich viele kleine Schätze. Preislich ist es wirklich super und außerdem ist es toll, dass das ganze Geld für wohltätige Zwecke eingesetzt wird. Und ich war ganz begeistert, dass Janine diese Läden auch so toll findet wie ich. Das ist ja nicht jedermanns (oder vielleicht eher jederfraus) Sache ;)

Am Schluss haben wir noch einen total coolen Shop gefunden, der viele süße Kleinigkeiten verkauft hat, die man eigentlich nicht braucht, aber trotzdem haben will ;) Zumindest die weiblichen Leser unter euch werden mich verstehen =)

Als wir mit dem Laden fertig waren (wir hätten aber noch Ewigkeiten da drin verbringen können), war es schon recht spät und vor allem dunkel also haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Wir haben uns dann zum Abschied gleich fürs kommende Wochenende verabredet.

Sonntag, 17. Januar 2010

Caramel Hot Chocolate

Nein, in diesem Eintrag wird sich nicht alles nur um „Heiße Schokolade mit Karamell“ drehen, aber mir ist ehrlich gesagt einfach kein besserer Titel eingefallen ;)

Gestern hab ich es geschafft, mich endlich mal wieder mit Ala (der Jüngeren) zu treffen. Da sie unter der Woche bis 20.30 Uhr arbeitet, können wir uns eigentlich nur am Wochenende treffen und da ist dann natürlich auch oft irgendwas los. Aber gestern hat es nun endlich geklappt und wir haben uns für den Nachmittag in Broadmead (sozusagen das Citycentre) verabredet.

Kurz bevor ich los wollte, rief sie mich dann an und ich hatte schon Angst, dass sie mir spontan noch absagt oder so. Sie wollte mir aber nur mitteilen, dass Alicja (Ala, die Ältere, aber ich wird sie jetzt nur noch „Alicja“ nennen, um es einfacher zu machen) erfahren hatte, dass wir uns treffen und uns daraufhin zum Abendessen eingeladen hat. Darüber hab ich mich natürlich gefreut =)

Es wurde dann noch besser, als ich im Bus nicht bezahlen musste, weil der Fahrkartenschalter kaputt war. Ich muss sagen, so langsam freunde ich mich doch noch mit den Bussen hier an ;) Auch der Weg zum Bus war richtig schön. Der Schnee ist mittlerweile komplett weg, sprich es ist etwas wärmer und es die Sonne schien. Es wirkte fast so, als würde es jetzt bald Frühling werden. Auch wenn das im Januar noch nicht wirklich Sinn macht. Aber da hat man gleich gute Laune bekommen =)

In der Stadt angekommen haben Ala und ich uns dieses Mal im Gedränge vor Primark und an den Bushaltestellen sofort gefunden. Wir hatten beide Lust auf Hot Chocolate und haben uns daher entschieden zu Starbucks zu gehen. Ja ja, ich weiß, eigentlich viel zu Amerikanisch dafür, dass ich in England bin. Aber da wussten wir wenigstens genau, was uns erwartet. Nächstes Mal probieren wir was Neues aus ;)

Jetzt erklärt sich auch der Titel: Wir haben beide Caramel Hot Chocolate bestellt. Na, wer hätte denn jetzt damit gerechnet?! Und es war echt richtig lecker. Starbucks war definitiv die richtige Adresse ;)

Abgesehen davon hatten wir aber auch so eine gute Zeit zusammen. Ich hab immer mehr gemerkt, wie ähnlich wir uns sind. Wir haben bei den meisten Sachen die gleichen Ansichten. Und nicht nur bei belanglosen Dingen, sondern gerade bei ernsten und wichtigen Themen. Wir hatten also ein paar ernstere Gespräche, ein bisschen Girl-Talk und konnten auch zusammen lachen. Insgesamt sind wir einfach auf einer Wellenlänge =)

Gegen 17.30 Uhr haben wir uns dann mit Alicja getroffen und haben uns gemeinsam auf die Suche nach dem Restaurant gemacht, wo wir essen wollten. Ich würd jetzt gern sagen, dass wir uns gut angestellt haben. Und wir sind auch in die richtige Richtung gelaufen. Vorbei an all den schön beleuchteten Läden… Aber wir konnten es nicht finden und haben dann an der Info bei Cabot Circus nachgefragt. Die hat uns dann da hingeschickt, wo wir schon gewesen waren. Erst mal haben wir gedacht, dass die Frau selbst keine Ahnung hat, weil wir da doch schon geguckt hatten. Aber ich muss leider zugeben, sie hatte Recht und das Restaurant befand sich zwar in einer Seitenstraße aber doch gut sichtbar. Mir war sofort klar, warum ich es vorher nicht gesehen hatte: Ich hatte mich von der pinken Beleuchtung in einem der Schaufenster ablenken lassen. Aber ich dachte, dass kann ich doch jetzt nicht wirklich zugeben. Was sagt Ala, gerade als ich zu Ende gedacht hatte? „I didn’t see it, because I got distracted by the pink lights.“ =) Was soll ich dazu noch sagen?

Es war ein italienisches Restaurant names „Piccolino“. Mich hat es allerdings eher an eine „After-Eight-Lounge“ erinnert, falls es so was gibt. Es war nämlich komplett in grün und schwarz eingerichtet. Ich kann mich nicht ganz entscheiden, ob ich es schön oder zu eintönig fand. Aber auf jeden Fall herrschte eine angenehme Atmosphäre. Wobei nach etwa einer halben Stunde das ohnehin schon gedimmte Licht noch mal runtergedreht wurde und es dann doch etwas zu dunkel war. Ich hatte aber immerhin ein Spotlight direkt auf meinen Teller gerichtet =)

Ich bin nicht sicher, ob das Restaurant wirklich von Italienern geführt wird, aber auf jeden Fall war unsere Kellnerin Italienerin. Auch die Karte war sozusagen auf Italienisch mit englischer Übersetzung. Aber auch im Englischen waren noch italienische Begriffe enthalten wie zum Beispiel „Quattro Stagioni“. Wir haben also halb auf Italienisch bestellt und unsere Kellnerin war sofort total begeistert als hätten wir ihr grad unsere ganze Lebensgeschichte in ihrer Muttersprache erzählt =) Wahrscheinlich hört es sich einfach noch lustiger an, wenn die Engländer versuchen Italienisch zu sprechen ;)

Uns wurde dann noch angeboten, vor dem normalen Essen Knoblauchbrot mit Tomate und Käse zu bekommen. Und da das gut klang, haben wir mal „ja“ gesagt. Als das „Brot“ dann kam, mussten wir alle lachen. Das sah nämlich einfach aus wie ne ganz normale Pizza. Die eine Hälfte war mit so ner Art Tomatensauce bestrichen und auf der anderen Hälfte war geschmolzener Käse. Da hab ich mich dann gefragt, warum ich eigentlich ne Pizza bestellt hab. Der Teig hat dann schon auch nach Knoblauch geschmeckt, aber ich würde nächstes Mal normales Knoblauchbrot vorziehen. Als dann meine Pizza kam, hatte Alicja den Kellner ganz direkt gefragt, was denn der Unterschied sei. Man hat total gemerkt, dass er auf so ne Frage nicht vorbereitet war und er hat dann irgendwie geantwortet, dass das eine mit Knoblauchbutter gebacken worden sei. Aha! Aber warum die das dann in Pizzaform servieren wusste er auch nicht.

Die richtige Pizza war definitiv keine Enttäuschung, auch wenn es viel zu viel war. Aber ich hab schon seit langen keine so leckere Pizza mehr gegessen.

Danach gab’s dann noch nen super Nachtisch und am Schluss waren wir alle drei glücklich, satt und zufrieden =)

Als wir das Restaurant verlassen haben, hab ich dann gleich die negative Seite des wärmeren Wetters erlebt: Es hat geregnet. Naja, es ist halt immer noch England. Da können auch ein paar Tage Schnee nix dran ändern ;)

An den Regen bin ich ja eh schon gewöhnt und der konnte dann auch nix dran ändern, dass ich gestern einen richtig schönen Tag hatte =)

Samstag, 16. Januar 2010

Die erste Woche nach den Ferien

Ja, am Montag hieß es für mich dann (wie für viele von euch) Schluss mit den Ferien und zurück zum Alltag.

Ich hatte anfangs überhaupt keine Lust, wieder zu arbeiten, obwohl ich ja vor den Ferien fast traurig war, so ne lange Zeit nicht in die Vorschule zu gehen.

Aber sobald ich da war, war ich dann natürlich doch wieder froh. Das einzige, was nicht so toll war, war im Schnee zur Arbeit und wieder zurück zu laufen. Während bei uns in Frankfurt Bürgersteige, die viel benutzt werden, oft frei geräumt sind, kann man hier in Bristol sich schon glücklich schätzen, wenn die Straßen frei geräumt werden. Ich bin also jeden Tag durch eine Schnee-Eis-Mischung gestapft und hab gehofft, dass meine Füße halbwegs trocken bleiben und ich nicht ausrutsche. Zumindest beim Letzteren war ich erfolgreich ;)

Die Kinder fanden den Schnee natürlich super und hatten ihren Spaß, draußen mit Eimern und Schaufeln zu spielen. Wer braucht schon nen Sandkasten?! ;)

Wir haben drinnen so ne Art Wanne, die wir ab und zu mit Wasser oder Sand füllen, womit die Kids dann spielen können. Diese Woche haben wir natürlich Schnee von draußen reingeholt. Außerdem gab’s dazu noch jede Menge Eiswürfel, die wir jeden Tag fleißig eingefroren haben.

Die Kids waren auch irgendwie gar nicht so anstrengend, wie ich das in Erinnerung hatte =) Manchmal finde ich es ja etwas frustrierend, dass sie mich nicht so ernst nehmen wie die anderen Erwachsenen. Aber diese Woche haben sie auch auf mich gut gehört. Ich freu mich mal nicht zu früh, wer weiß, was nächste Woche los ist ;)

Einer von den Jungs, Sam, hat mich gefragt, ob ich in der Vorschule schlafe. Irgendwie voll süß. Als ich ihm dann erklärt hab, dass ich nur zum Arbeiten herkomme, wollte er wissen warum. Da war ich dann etwas überfordert.

Grace hat mir erklärt, dass, wenn sie groß ist, sie auch in der Vorschule arbeiten will, weil es ihr da so gut gefällt. Niedlich, oder?

Auch mit den Babys in Stay and Play hatte ich eine gute Zeit. Die haben kaum geheult und wenn doch waren sie leicht zu beruhigen. Leider wurde ich mal wieder voll gekotzt. Das nennt man dann Berufsrisiko ;)

Gestern haben wir mal Legosteine rausgeholt, was wir zumindest soweit ich das mitbekommen habe, in den letzten drei Monaten nicht getan haben. Zuerst haben wir nur in einer der Kleingruppen damit gespielt, aber als wieder Zeit für „free play“ war, kamen auch andere Kinder und waren ganz interessiert. Unter anderem auch Ollie H. (wir haben drei Ollies). Einige der Kids sind wie verrückt durch die Gegend gerannt und hatten offensichtlich zu viel überschüssige Energie. Kurzerhand wurde entschlossen mit ihnen in einen Raum im ersten Stock zu gehen, der als kleine Sporthalle genutzt werden kann. Es sind also eigentlich alle Kids mit hoch gegangen. Nur Ollie wollte weiter mit Lego spielen. Also bin ich natürlich bei ihm geblieben.

Ollie ist normalerweise total schüchtern. Er redet nur sehr wenig und ist sehr verschlossen. Aber sobald wir dann abgesehen von Wendy (einer der Erzieherinnen) alleine waren, ist er total aufgeblüht und hat richtig viel mit mir geredet. Ich hab ihn auch noch nie so munter und aktiv spielen sehen. Das war irgendwie ein richtig tolles Erlebnis =)

So und jetzt dürft ihr euch mal alle bereit machen zum Klatschen. Am Donnerstag war ich nämlich so was wie die Chefin beim Lunchclub =) Jeden Tag ist jemand während des Lunchclub „in charge“, was jetzt nicht so nen riesigen Unterschied macht. Die Person entscheidet dann zum Beispiel, ob die Kinder, die schon fertig sind, nach dem Essen raus gehen oder bei schlechtem Wetter lieber in den ersten Stock.

Am Donnerstag war Ben, der eigentlich „in charge“ gewesen wäre, krank, also hat Carol, meine Chefin, kurzerhand entschlossen, mir die verantwortungsvolle Aufgabe zu übertragen ;) Hab mich natürlich geehrt gefühlt, aber hab mich auch gefragt, warum gerade ich. Außer mir waren noch Sarah und Dave für den Lunchclub zuständig. Dave arbeitet wie ich nur für n halbes Jahr in der Vorschule, um die Zeit zwischen Schule und Uni zu überbrücken. Sarah arbeitet zwar nur zwei Mal in der Woche, ist aber schon wesentlich länger da. Also ich war schon überrascht, warum jetzt gerade ich. Aber war natürlich toll =)

Ansonsten konnte ich aufgrund des Wetters am Mittwoch nicht arbeiten gehen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hat es noch mal heftig geschneit. Und naja, klar, die meisten Schulen wurden wieder geschlossen. Allerdings wusste ich nicht, wie es mit der Vorschule aussieht. Also bin ich ganz normal aufgestanden, hab ich mich fertig gemacht und kurz bevor ich los gemusst hätte, hab ich dann Carol angerufen, um zu fragen, ob wir auf machen. Ich hatte echt gehofft, dass sie nein sagt, weil ich wirklich nicht durch den Schnee spazieren wollte. Aber sie hat leider gesagt „ja“ gesagt, da die meisten Erzieher und auch Kinder in der direkten Nachbarschaft wohnen. Aber dann hat sie sofort hinzugefügt, dass ich doch bitte zu Hause bleiben soll =)

Gestern fing der Schnee dann allerdings an zu schmelzen und heute ist eigentlich nix mehr übrig. Was bedeutet, dass es auch endlich nicht mehr so eisig kalt ist =)

Donnerstag, 14. Januar 2010

Ein Wochenende in Portsmouth - Part Two

Am Sonntagmorgen haben mich die Mädels glücklicherweise länger schlafen. Allerdings war ich dieses Mal in der Nacht öfters aufgewacht. Diese Hotelbetten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren…

Bis zum Frühstück wusste ich ehrlich gesagt nicht genau, wie der Tag aussehen würde. Es bestand eventuell auch die Möglichkeit, dass wir direkt nach Hause fahren würden.

Helen teilte mir dann aber mit, dass wir dem D-Day Museum einen Besuch abstatten würden. Der Hauptteil des Museums ist der sogenannte „Overlord Embroidery“. Das ist im Prinzip so etwas wie ein 83 Meter langer Teppich, auf dem die Ereignisse des D-Days als Stickerei dargestellt sind. Ich weiß nicht, ob sich da jetzt irgendjemand was drunter vorstellen kann. Ich konnte es erst mal nicht, als es mir erklärt wurde. Als ich es dann gesehen hab, muss ich sagen, war es schon ziemlich beeindruckend. Ich glaub, es haben 20 Leute etwa 5 Jahre lang daran gearbeitet.

Außerdem konnte man einen Film sehen, der die Stimmung in England zur Zeit des D-Days widerspiegelte. Auch als Nicht-Engländerin fand ich das ganz interessant.

Insgesamt hatte ich bei diesem Ausflug aber nicht so viel Spaß. Ich find es irgendwie sehr schwer mit Nicht-Deutschen über die Deutsche Vergangenheit zu reden oder auch nur dabei zu stehen, während sie sich darüber unterhalten. Ich denke zwar nicht, dass mich jemand dafür verurteilt, dass ich Deutsche bin oder für die Vergangenheit meiner Heimat, aber irgendwo ist doch die Angst da, dass es passieren könnte. Gerade bei den Mädels weiß ich nicht, ob sie Gegenwart und Vergangenheit so gut trennen können und wissen, dass heutzutage nicht alle Deutschen Nazis sind.

So viel zu meiner „Gefühlslage“.

Ich muss aber auch sagen, dass ich den Rest der Ausstellung nicht ganz so spannend fand. Was mir noch ganz gut gefallen hat, waren die Kampffahrzeuge, die sie damals benutzt hatten, und die man sich anschauen konnte bzw. auf eins durfte man auch drauf klettern.

Als wir mit dem Museum fertig waren, haben wir bei Pizza Hut zu Mittag gegessen. Das war natürlich nicht so stylish wie das Restaurant am Vorabend, aber dafür war die Musik besser, obwohl Victoria erklärt hatte, dass sie auch diese Musik „annoying“ fand ;)

Etwas gewundert hab ich mich allerdings, dass es zwar ein Kidsmenü gab, die Pizza dann aber letztendlich genauso groß war, wie die, die Helen, Stephen und ich bestellt hatten. Es war aber lecker und hat satt gemacht.

Nachdem alle gestärkt waren, haben wir uns dann auf den Weg zurück nach Bristol gemacht. Natürlich wieder mit Alex Rider. Und dieses Mal hab ich auch nicht geschlafen und hab alle seine mutigen Heldentaten mitbekommen ;)

Mittwoch, 13. Januar 2010

Ein Wochenende in Portsmouth - Part One

Das letzte Wochenende habe ich mit meiner Gastfamilie in Portsmouth verbracht.

Sie hatten diesen Trip schon länger geplant und mich dann gefragt, ob ich mitkommen will. Da Julia an diesem Freitag zurück geflogen ist, dachte ich, es wäre gut, dann nicht gleich das ganze Wochenende alleine zu sein.

Erst mal waren wir aber nicht ganz sicher, ob wir aufgrund des Wetters überhaupt fahren. Letztendlich haben sich Helen und Stephen aber dafür entschieden und so ging es Freitag gegen 16.00 Uhr los. Erst mal mussten wir das ganze Gepäck zum Auto schleppen, das zwei Straßen weiter geparkt war. Alles nur wegen dem Schnee bzw. Eis. Wir kommen nämlich mit dem Auto nicht aus unserer Straße raus und auch die nächste Straße ist nicht ganz sicher.

Die zweieinhalbstündige Autofahrt wurde mal wieder mit Alex Rider verkürzt. Ich hab allerdings nur die Hälfte mitbekommen, weil ich vor lauter Müdigkeit immer wieder eingeschlafen bin.

Beim Hotel angekommen wurde erst mal auf abenteuerliche Weise das ganze Gepäck über den vereisten Parkplatz transportiert, dann haben wir zu Abend gegessen und anschließend wurden die Mädels ins Bett geschickt. Ich hab mir mit ihnen ein Zimmer geteilt und Helen hat ihnen eingeschärft mindestens bis 7.30 Uhr still zu sein und kein Licht zu machen.

Das hat allerdings nicht ganz geklappt. Ich wurde nämlich morgens durch lautes Flüstern geweckt. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie spät es ist, aber ich war sicher es war ZU FRÜH. Offensichtlich waren sich auch die Mädels über die Zeit nicht einig und haben schließlich kurzerhand das Licht angemacht, um mal einen Blick auf die Uhr zu werfen. Dabei hat sich herausgestellt, dass es erst 6.30 Uhr war. Ich hätte am liebsten was gesagt, aber ich hatte Angst, dass ich dann richtig wach wäre und überhaupt nicht mehr schlafen könnte. Irgendwie bin ich dann doch noch ins Reich der Träume zurück gekehrt und hab mich auch nicht stören lassen, als die Mädels eine Stunde später dann das Licht angemacht haben.

Für diesen Tag war geplant, dass wir den „Historic Dockyard“ besuchen. Die Familie war im Sommer schon mal dagewesen und sich mit ihrem Jahresticket schon ein paar Sachen angeschaut. Kurz gesagt man kann sich jede Menge alte Schiffe anschauen. Um es positiver auszudrücken: Dabei handelt es sich vor allem um für die Schifffahrt wichtige oder interessante Schiffe. Ich glaub allerdings, dass das Ganze für Engländer oder Personen, die mit der englischen Geschichte vertraut sind, noch mal spannender ist. Mir haben die Schiffsnamen nämlich nie was gesagt und für mich hatte das auch nicht so ne große Bedeutung, wenn ein bestimmtes Schiff besonders wichtig war, um Frankreich davon abzuhalten, über England „herzufallen“.

Als wir ankamen mussten wir allerdings feststellen, dass aufgrund des Wetters nur drei verschiedene Ausstellungen offen waren und diese auch alle schon um 15 Uhr geschlossen wurden. Wir hatten eigentlich geplant den ganzen Tag dort zu verbringen.

Also war nichts mit rumtrödeln und wir haben uns direkt auf den Weg zur HMS Warrior gemacht. Dabei handelte es sich um ein altes Kriegsschiff. Es war schon krass zu sehen, wie gut die mit Waffen ausgestattet waren. Im Grunde war alles voller Kanonen, Pistolen und ähnlichem.

Aufgrund des Wetters (es war übertrieben kalt) waren wir so ziemlich die einzigen Besucher auf dem Schiff und einer der Mitarbeiter bot sich an, uns etwas das Schiff zu erzählen. Darauf konnte ich mich allerdings nicht wirklich konzentrieren. Ich hatte ganz plötzlich schreckliche Bauchkrämpfe und mir war total schwindlig. Ich dachte echt, ich müsste Helen oder Stephen bitten, mich zurück zum Hotel zu fahren. Aber so plötzlich wie es gekommen war, ging es mir auch wieder gut.

Nach der HMS Warrior haben wir eine Lunch-Pause gemacht und danach bin ich alleine ins Mary Rose Museum gegangen. Das hatten die anderen nämlich schon gesehen, da ich aber dafür bezahlt hatte (weil es in dem Ticket mit drin war), dachte ich mir, ich schau’s mir halt mal an. Da ich aber nichts über die Mary Rose wusste, war es irgendwie nicht so wahnsinnig spannend. Und ich hatte so ganz allein im Museum auch keine Lust mir jedes Schild genau durchzulesen (und davon gab es viele!). Ich glaub, ich war von den Mitarbeiter abgesehen die einzige Person im Museum, was ich ein bisschen unheimlich fand ;)

Danach hab ich mich mit den anderen in den Action Stations getroffen. Da ging’s mehr um die Gegenwart als die Vergangenheit. Es gab jede Menge Sachen, die man ausprobieren konnte, und die größtenteils mit der Navy zu tun hatten. Es gab jede Menge Simulatoren, eine rotierende Kletterwand, verschiedene technische Experimente und vieles mehr.

Als um 15.00 Uhr alles geschlossen wurde, haben wir uns auf den Weg zu „Gunwharf Quays“, einem kleinen Shoppingcenter mit vielen Restaurants, Bars, Bowlingbahn und Kino, gemacht. Dort wollten wir am Abend in einem Restaurant essen und bis dahin irgendwie die Zeit überbrücken. Wir überlegten erst ins Kino zu gehen, da aber nichts lief, was für alle Altersgruppen passend war, entschieden wir uns fürs Bowling spielen. Eigentlich haben nur die Mädels und ich gespielt, was nicht so toll war. Wenn die Mädels an der Reihe waren, war immer die Bande oben, sodass sie natürlich immer getroffen haben und ich dann die schlechteste war. Das an sich hat mir nix ausgemacht. Aber jedes Mal wenn nicht alle Pins umgefallen sind, haben sie das Gesicht verzogen und waren mies drauf. Da ist irgendwie der Spaß verloren gegangen.

Nach dem Bowling sind wir noch ein bisschen durch die Gegend gezogen. Louisa wollte mit mir gehen und wir sind dann in einem Schmuckgeschäft gelandet, wo sie für ihre Mutter Ohrringe gekauft hat. Als Dank für den Ausflug nach Portsmouth. Das fand ich total süß =)

Nach einer Stunde haben wir uns dann alle im Restaurant getroffen. Die Musik wurde nach einiger Zeit etwas nervig, aber ansonsten war die Atmosphäre und das Ambiente sehr schön und das Essen war sowieso super lecker.

Die Mädels waren ganz fasziniert davon, dass die Lichter an der Bar alle paar Minuten ihre Farbe gewechselt haben, und fanden’s super, dass wir an nem höheren Tisch auf Barhockern saßen ;)

Montag, 11. Januar 2010

Besuch aus der Heimat - Part Two

Noch mehr zum Thema Kälte:

Auf unserer Heimfahrt von London nach Bristol fing es dann an zu schneien und ich hatte schon Angst, dass wir eventuell nicht ankommen. Aber es war alles in Ordnung und in Bristol gab es noch nicht mal Schnee, obwohl es aber etwas glatt war.

Am nächsten Tag allerdings lag überall Schnee und mal wieder brach das Chaos aus. Die Schulen waren größtenteils geschlossen und die meisten Busse fuhren nicht. Die sind hier in Bristol einfach nicht auf Schnee vorbereitet. Das ist wirklich ein totales Wunder. Und ich hab’s gleich zwei mal erlebt =)

Naja, da nur ein oder zwei Busse fuhren und natürlich keiner bei uns in der Nähe, fiel der Shopping-Trip, den Julia und ich geplant hatten, ins Wasser oder genau genommen in den Schnee. Wir haben dann stattdessen ein Schneemädchen im Garten gebaut. Vorher hatten wir noch mit Victoria diskutiert, ob man „Schneefrau“ sagen darf. Sie war nämlich der Meinung, dass man auch „Schneemann“ sagt, wenn es eigentlich eine Frau ist. Also haben wir kurzerhand aus Protest ein Schneemädchen gebaut ;) Susanna wollte dann noch die ganze Zeit einen Wettbewerb draus machen und hat alle fünf Sekunden gesagt, dass ihr Schneemann viel größer wird. Und sie hat einfach nicht verstanden, dass unsere Absicht nicht war, einen Schneeriesen zu bauen.

Den Shopping-Trip haben wir dann am nächsten Tag nachgeholt, als die meisten Busse wieder fuhren. Da sich das Wetter aber kaum gebessert hatte, waren alle Geschäfte ziemlich leer, was wirklich schön und angenehm war. Erst waren wir nicht ganz sicher, ob die Läden überhaupt geöffnet hatten, weil alles so ausgestorben aussah. Aber an einer Ladentür hing dann ein Zettel „We’re open, please come in!“ =)

Viele der Geschäfte haben dann aber auch schon vor Ladenschluss geschlossen, was Julia und ich auf der einen Seite lustig, auf der anderen Seite aber auch irritierend fanden. In Frankfurt wird aus so ein bisschen Schnee einfach nicht sofort ein Ausnahmezustand.

Eine weitere Sorge war dann, obwohl Julia aufgrund des Wetters überhaupt fliegen konnte. Mittwoch wurden nämlich so gut wie alle Flüge gestrichen. Aber am Freitag schien es dann kein Problem mehr zu sein und Julias Flug hatte nicht einmal Verspätung, im Gegensatz zu vielen anderen.

Allerdings haben wir dafür dann erst mal nicht rausgefunden, wo genau sie einchecken musste. Irgendwie konnte man auch nirgends so richtig was rausfinden. Aber letztendlich wurde das dann auch geklärt und ich hab langsam realisiert, dass Julia wirklich wieder zurück nach Deutschland fliegt und ich aber noch in England bleiben werde. Das war irgendwie ein komisches Gefühl und ich musste beim Abschied auch ein bisschen mit den Tränen kämpfen.

Aber ich hab ja jetzt auch schon Halbzeit und dann seh ich euch alle wieder =)

Für die, die es noch nicht wissen, ich komm am 1. April wieder.

Besuch aus der Heimat - Part One

Am 27. Dezember war es endlich so weit: Meine Schwester Julia hat mich hier in Bristol besucht!

Es war total toll, sie hier zu haben, wenn auch am Anfang etwas komisch. England ist einfach eine ganz andere Welt und auf einmal kam jemand, der eigentlich in mein Leben in Deutschland gehört. Aber ich hab mich ganz schnell dran gewöhnt und mich einfach gefreut, die ganze Zeit nur Deutsch zu reden. Louisa und Victoria haben sich allerdings oft darüber beschwert und wollten immer wissen, was wir gesagt haben. Sie haben uns auch ständig aufgefordert, miteinander Englisch zu reden. Aber das wäre mir dann doch etwas seltsam vorgekommen.

Wir hatten auf jeden Fall eine gute Zeit zusammen. Wir waren gleich mehrmals shoppen und ich hab mehr gekauft, als ich wollte und dadurch natürlich auch mehr Geld ausgegeben als geplant. Aber nach Weihnachten ist hier in allen Läden ganz viel reduziert (und nicht nur Mangelware und Übergrößen) und da kann man der Versuchung dann einfach nicht widerstehen ;)

Ansonsten haben wir an Julias ersten richtigen Tag in Bristol (28.12.) mit Stephen zusammen eine kleine Tour gemacht. Es war sozusagen eine verbesserte Version der Tour, die ich selbst am Anfang bekommen hatte.

Wir sind natürlich zur Suspension Bridge, die das Wahrzeichen Bristols ist, und sind auch drüber gelaufen. Das war auch für mich das erste Mal.

Nachmittags sind wir mit Stephen und Louisa zur SS Great Britain. Das ist ein altes Schiff, auf das hier alle ganz stolz sind. Es war nämlich das erste Eisenschiff mit Propellerantrieb, das den Ozean überquerte, und hat eine neue Ära in der Passagierschifffahrt eingeleitet. Ich hatte die SS Great Britain bis dahin auch nur aus der Ferne gesehen und musste zugeben, dass das „Museum“ echt gut und interessant gestaltet war.

An einem anderen Tag waren Julia und ich mit den drei Mädels im „Explore @ Bristol“, einer Art Wissenschaftsmuseum, wo man ganz viel ausprobieren und selber machen kann. Und das war auch echt nicht nur was für Kinder. Ich hatte ja ein bisschen Angst, dass wir vielleicht ein bisschen Stress mit den Mädels haben werden, aber die haben sich eigentlich besser benommen, als wenn sie mit den Eltern unterwegs sind ;) Wir hatten also alle fünf eine gute Zeit =)

Es gab auch noch einen Ausflug mit der ganzen Familie auf die Eisbahn. Die Bahn war aber echt das Letzte. Obwohl die Bahn „gesäubert“ wurde, bevor wir drauf durften, war sie total uneben und einfach richtig „abgefahren“. Dazu kam dann noch, dass zu viele Leute zur gleichen Zeit drauf waren und die meisten davon, konnten nicht mal richtig Schlittschuhlaufen. Es war also sehr abenteuerlich. Aber hat trotzde Spaß gemacht.

Das Highlight der gemeinsamen Zeit mit Julia war unser zweitägiger Ausflug nach London! Da hat echt alles super geklappt im Gegensatz zu dem Wochenende, als ich Chrissi in London besucht habe (siehe Einträge vom 08./09.12.). Unser Bus war auf der Hinfahrt eher zu früh als zu spät, wir hatten keine Probleme irgendwas zu finden und ich hab meine Tasche dieses Mal nicht im Bus liegen lassen ;)

Wir haben die wichtigsten Sightseeingspots abgeklappert, die ich vorher versucht hatte, in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Die besonderen Events waren dann der Besuch bei „Madame Tussaud’s“ und der Bahnsteig aus Harry Potter.

Vor Madame Tussaud’s mussten wir erst mal über eine halbe Stunde anstehen, womit wir Anfang Januar nicht unbedingt gerechnet hatten. Drinnen war es dann auch ziemlich voll und der Eintrittspreis ist ja auch nicht ohne. Aber Julia und ich waren trotzdem der Meinung, dass es sich gelohnt hat =)

Den Bahnsteig hätten wir beinahe nicht gefunden, weil der nicht zwischen Gleis 9 und 10 war, was ja logisch gewesen wäre, da es Gleis 9 ¾ ist. Nein, er war zwischen 8 und 9. Und da war er dann auch gut versteckt. Wir sind sogar erst mal vorbeigelaufen, ohne es zu erkennen. Beim zweiten Mal haben wir dann nur genauer hingeguckt, weil Julia gesehen hat, dass da Leute Fotos machen.

Unser Hotel war dann auch noch ein kleines Abenteuer. Es war das erste Mal, dass wir ein bisschen Probleme hatten, den Weg zu finden. Und als wir dann richtig waren, sind wir zuerst nicht in die Straße rein, weil es nicht nach einer normalen Straße aussah, sondern eher nach einer Gasse, die auf irgendeinen Hinterhof führt. Naja, es war dunkel und es waren kaum Leute unterwegs, also war uns etwas mulmig zu Mute. Wir sind aber natürlich doch mal in die Straße rein und am Ende, wo sich unser Hotel befand, sah es auch gleich nicht mehr so gruselig aus.

Das Hotel an sich war auch super. Vor allem hatten wir in dem Zimmer schön viel Platz. Anders als in meinem Zimmer in Bristol, das mit zwei Betten einfach voll ist.

Eine tolle Sache noch: Wir wurden doch tatsächlich für Einheimische gehalten. Also zumindest wurden wir nach dem Weg zu Covent Garden gefragt. Da wir selbst gerade dahin unterwegs waren, konnten wir dem Typ glücklicherweise eine Auskunft geben. Uns hat also höchstens der deutsche Akzent verraten ;)

Das einzige, was in London nicht so toll war, war die Kälte. Aber das war’s trotzdem wert!